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PM: BIGS hält Pläne des Innenministeriums für unzureichend
Pressestatement
vom 9.12.2011
BIGS hält Pläne des Innenministeriums für unzureichend
Göttingen, 9. Dezember 2012 – Die Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen e.G. (BIGS) kritisiert die geplante Ausgestaltung der neuen Kurse „Wegweiser für Deutschland“ im Grenzdurchgangslager Friedland. „Minister Schünemanns Wegweiser führt in die Irre“, so Bernd Schütze, Vorstand der BIGS. „Mit diesen neuen Kursen wird für die Integrationsarbeit in Friedland gar nichts getan. Hier versucht nur ein Minister, sein angeschlagenes Image aufzupolieren.“
Das niedersächsische Innenministerium teilte am vergangenen Dienstag (6.12.) in einer Pressemeldung mit, am Friedländer Standort der Landesaufnahmebehörde künftig für Flüchtlinge einwöchige „Kurse mit dem Namen ‚Wegweiser für Deutschland‘“ anzubieten. Neben einer „sprachlichen Erstorientierung“ sollen Informationen über „Rahmenbedingungen in Deutschland“, „lebenspraktische Informationen“, „Kontakt zu Behörden“ sowie „Deutschland und Niedersachsen im Überblick“ vermittelt werden. Diese Planung hält Schütze für unrealistisch: „Das lässt bei einem einwöchigen Kurs für jedes der fünf Module gerade mal einen Tag Zeit. Viele Flüchtlinge beherrschen unser Alphabet nicht, manche überhaupt keines. Andere Flüchtlinge sind traumatisiert und bedürften eher psychologischer Hilfe als eines einwöchigen Crashkurses, bei dem sie sechs Stunden täglich im Klassenraum sitzen.“ Einen echten Integrationserfolg könne man nur mit wesentlich umfangreicheren Kursen gewährleisten: „Aus unserer Sicht ist der Spracherwerb der wichtigste Teil eines Integrationsangebots. Um die minimalen Grundlagen der deutschen Sprache zu erlernen, braucht man aber nicht nur einen Tag, sondern mindestens einen Monat.“
Den Vergleich mit den erfolgreichen Willkommenskursen aus dem Jahr 2004 lässt der Vorstand der BIGS nicht gelten: „Die Willkommenskurse dauerten doppelt so lange und richteten sich nur an russischsprachige Spätaussiedler und jüdische Zuwanderer- die konnten meist auf Russisch unterrichtet werden. Die Kurse werden nicht besser, wenn man alle Inhalte simultan übersetzen muss.“ Ebenso wenig halte der Vergleich mit den zum Jahresende eingestellten Integrationskursen stand, die gegenwärtig noch von der BIGS koordiniert werden: „Diese Kurse haben einen Umfang von 645 Unterrichtsstunden, der neue Wegweiser kommt vielleicht auf 30.“
Die Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen e.G. ist ein Zusammenschluss von aktuell 29 Bildungsanbietern aus dem Raum Südniedersachsen mit Sitz in Göttingen. Ihre Schwerpunkte liegen in der Bildungsberatung und der Koordination von landkreisübergreifenden Bildungsprojekten. Neben den zum Jahresende eingestellten Integrationskursen koordiniert sie aktuell das Netzwerkprojekt FairBleib Südniedersachsen, das in den Landkreisen Göttingen, Northeim und Osterode die Integration von Menschen mit besonderem Aufenthaltsstatus in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt fördert.
Kontakt: Dr. Holger Martens, Geschäftsstellenleiter, Tel.: 0551/4886413, h.martens@bigs-goe.de
Informationen zur BIGS: http://www.bigs-goe.de
PM: Innenministerium streicht erfolgreiches Integrationsmodell
Göttingen, 24. November 2011
Pressemeldung
Erfolgreiches Integrationsprojekt in Friedland soll beendet werden
Geburtstagsfest gerät zur Abschiedsfeier
Die Feier zum fünfjährigen Bestehen der Integrationskurse für Spätaussiedler im Grenzdurchgangslager Friedland am vergangenen Mittwoch wurde ein Abschied. Anfang November hatte das niedersächsische Innenministerium den betroffenen Trägern die Einstellung des Projekts zum Jahresende angekündigt. Der Vorstand der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen e.G. zeigte sich tief enttäuscht über die Entscheidung: „Nachdem Minister Schünemann zugesagt hatte, die Arbeit mit Spätaussiedlern in Friedland zu erhalten, haben wir dieses abrupte Aus nicht erwartet.“ Noch im August 2010 hatte der Minister neben der Arbeit mit Asylsuchenden die Integration von Spätaussiedlern als bleibende Aufgabe des Grenzdurchgangslagers Friedland genannt. „Wir fragen uns allerdings, wie sich Herr Schünemann Integration ohne Sprachkurse und Bildungsangebote vorstellt“, kommentierte der Vorstandssprecher Bernd Schütze.
Dass die Beendigung des Programms durch sinkende Neuzuwandererzahlen erzwungen worden sei, mochte Schütze so nicht stehen lassen: „Es mangelte schlicht am politischen Willen, die überaus erfolgreichen Integrationskurse weiterzuführen.“ Verhandlungen mit den anderen Bundesländern über die Einbeziehung ihrer Aussiedlerkontingente in das Programm waren zuvor gescheitert. Ansgar Jendraszek, Regionalkoordinator beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, sprach von einer „vertanen Chance“ und kritisierte den Umgang des niedersächsischen Innenministeriums mit den Projektträgern.
Die Bildungsgenossenschaft hofft jetzt darauf, nach dem Vorbild der Integrationskurse in Zukunft Orientierungshilfe für die in Friedland untergebrachten Asylsuchenden und verbliebenen Spätaussiedler anbieten zu können. Das Innenministerium, so Schütze, müsse erkennen, dass das Geld in einem solchen Projekt gut angelegt ist: „Wer in Deutschland ankommt, braucht möglichst schnell einen Sprachkurs und eine Orientierungsberatung, damit er sich zurechtfindet. Nicht zuletzt hängen an dem Projekt 20 hoch qualifizierte Arbeitsplätze.“
Friedland ist als bundesweit einzige Einrichtung ihrer Art Anlaufstelle für Spätaussiedler in die Bundesrepublik. Seit 2006 haben hier acht Kursträger aus der Region unter der Koordination der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen e.G. insgesamt 147 Integrations- und Alphabetisierungskurse für Kontingentflüchtlinge und Zuwanderer durchgeführt. Neben Sprachkursen war die individuelle Orientierungs- und Anerkennungsberatung ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit.
Die Bildungsgenossenschaft Südniedersachen e.G. ist ein Zusammenschluss von 29 Bildungsträgern aus der Region Südniedersachen. Durch ihr Netzwerk können die Genossen gemeinsam größere Projekte realisieren. Schwerpunkt der Arbeit ist seit Jahren neben der Allgemeinen und Beruflichen Bildung die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten.
Kontakt: Holger Martens, Geschäftsstellenleiter der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen e.G., Tel.: 0551/4886413, h.martens@bigs-goe.de